Erstmal: ich fühle mich ja schon ein bisschen verarscht: alle, einschließlich meiner Gastgeschwister, haben 2 Wochen Osterferien und ich... habe den Karfreitag frei. Das war aber auch alles. Mann!!
So, nachdem ich das losgeworden bin, kann ich mich den wichtigeren Themen zuwenden.
Als erstes: ja, auch hier auf der anderen Seite der Welt sammelt man Ostereier, wenn auch nicht aus Schokolade, sondern aus Plastik und mit allem möglichen Krimskrams gefüllt: Brause, Kaugummi, Möchtegern-Müsli... alles außer Schokolade. Traurig, aber wahr.
Da meine Geschwister, wie bereits erwähnt, Ferien haben, sind die beiden Älteren mit den Großeltern nach Manta an die Küste gefahren, was für sehr viel Ruhe im Haushalt sorgt, zumal mein jüngster Bruder über das Wochenende zu den anderen Großeltern gefahren ist. Das hat meinen Eltern und mir die Gelegenheit gegeben, nach Otavalo zu fahren.
Otavalo ist ein kleiner Ort etwa 3 Stunden von Quito entfernt. Er ist bei Touristen und Einheimischen für seinen traditionellen Markt berühmt, der groß, unübersichtlich, günstig und vor allem vielfältig ist.
Die Einwohner, die "Otavaleños" genannt werden, sind zum Großteil Ureinwohner, deshalb ist die Sprache, die man auf der Straße hört, auch größtenteils "Kichwa" (oder auch "Quechua").
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Das Bild kommt aus dem Internet, zeigt aber eigentlich ganz gut, wie die ecuadorianische Tracht vollständig aussieht. |
Und das war es auch schon an Neuigkeiten.
Kommen wir zu einem anderen Thema, das ich bisher, glaube ich, noch gar nicht angesprochen habe (danke für die Idee, @Nico): das Essen.
Es gibt einige Gerichte, die ich vor meinem Auslandsjahr noch nie gesehen hatte, auch wenn sich das nicht vereinheitlichen lässt. Jede Region Ecuadors hat ihre eigene Küche mit Gerichten, aber es gibt ein paar besonders Herausragende.
Ceviche
Ceviche ist eine Art kalte Suppe, die wirklich sehr, sehr gewöhnungsbedürftig schmeckt. Es existiert in unterschiedlichen Varianten: mit Fisch, Krabben, Speck und mit Chochos, aber dazu später mehr.
Man lässt den Fisch zuerst in Zitronensaft ziehen, dann gibt man Zwiebeln, Tomaten, Orangen- und noch mehr Zitronensaft, Ketchup und Salz dazu.
Das ganze shmeckt am Anfang schrecklich und war für mich so etwa das Widerlichste, was ich mir vorstellen konnte, aber inzwischen liebe ich es, vor allem, wenn man es an irgendeinem Stand kauft. Man isst es dann mit Limettensaft und Salz sowie Chifles.
Limon con sal
Auch wenn Ecuadorianer das selbst nicht so sehen, ist die Kombination von Salz mit Zitrone etwas sehr Typisches für Ecuador - oder meinetwegen für Südamerika. Überall - und wenn ich überall sage, dann meine ich das auch so, zumindest in diesem Fall! - wird Limettensaft untergemischt, ausgepresst und so weiter. Ohne Salz isst man nichts, auch wenn das unglaublich ungesund sein muss, zumindest in diesen Mengen.
Im Ferienhaus meiner Familie haben wir einen Zitronenbaum, und das Erste, was wir machen, wenn wir dorthin fahren, ist eine Zitrone pflücken, aufschneiden und dann ordentlich Salz darauf packen. Auch das ist gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich lecker.
Mais: Mote, Choclo, Canguil und Tostado
Mais ist das Grundnahrungsmittel Ecuadors und hat dementsprechend viele unterschiedliche Formen der Zubereitung, von denen ich hier ein paar nennen und beschreiben möchte. Das sind zwar lange nicht alle, aber zumindest ein paar, die meiner Meinung nach wichtig sind.
Mote:
Mote ist Mais, der vorher in Milch eingelegt wurde. Es schmeckt eigentlich nach gar nichts, aber man kann es gut kombinieren, und mit einer vernünftigen Sauce schmeckt es okay oder sogar lecker, auch wenn das eine Leistung ist. Nein, das ist übertrieben. Es schmeckt halt einfach langweilig.
Choclo:
Choclo ist weniger reifer Mais, der hier aber fast mehr gegessen wird. Er ist nicht so süß und schmeckt meiner Ansicht nach besser. Man isst ihn gegrillt, gekocht, frittiert und verarbeitet ihn zu Mote, Tostados und Canguil.
Canguil:
Canguil ist gesalzenes Popcorn, aber ich fand es erwähnenswert. Und zwar aus folgendem Grund: man isst es zu allem. Wie ihr oben sehen könnt, auch in Suppe. Es steht eigentlich immer eine Schale auf dem Tisch, die Canguil, Tostados und Chifles enthält.
Tostados:
Tostados ist Choclo, der frittiert wurde, jedenfalls wenn ich das richtig verstanden habe. Genauso wie Canguil isst man ihn zu praktisch allem.
Platano- Banane: Chifles, Patacones und Maduro
Bananen sind ein Grundnahrungsmittel, das in unterschiedlichen Formen und Farben existiert.
Chifles:
Chifles sind Bananenchips, und ich liebe sie, besonders die salzigen, die süßen schmecken irgendwie komisch. Noch unreife Bananen werden in dünne Scheiben geschnitten und dann frittiert. Davon bringe ich auf jeden, jeden Fall ein paar Tüten mit nach Deutschland, denn es ist das Beste der Welt, und ich hoffe, dass es die in ein paar Jahren auch in Deutschland gibt.
Patacónes:
Patacónes werden genauso wie Chifles aus unreifen Bananen hergestellt, allerdings erfolgt die Zubereitung anders: zuerst schneidet man etwa 3cm dicke Scheiben, die von beiden Seiten in einer Pfanne frittiert werden. Anschließend presst man die Banane mit einer Art Zange zusammen, bis das Innere zu den Seiten herausquillt. Das wird dann frittiert und mit Salz gegessen.
Das Ganze erfordert etwas Übung, damit die Scheibe während des Zusammenpressens nicht vollständig auseinanderfällt, ist aber sehr lecker.
Platano maduro:
Das klingt jetzt so, als würde es in Ecuador nur unreife Bananen geben, aber das stimmt natürlich nicht. Auch reife Bananen kann man fritieren und isst sie dann mit Käse.
Humitos
Humitos werden hauptsächlich aus choclo, Zwiebeln, Sahne, Eiern und Käse hergestellt. Alle Zutaten werden püriert und dann in ein Maisblatt gewickelt und im Dampfbad gekocht.
Es ist schwer, den Geschmack zu beschreiben: er ist süßlich, und die Konsistenz wie eine Mischung aus Brot und Käsekuchen. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll, aber es ist lecker.
Quimbolitos

Bolón/ Bolón de verde
Bolónes de verde werden aus unreifen Bananen hergestellt, die man so lange kocht, bis sie zergehen. Dann fügt man Butter, Öl und Aji hinzu und formt eine Kugel, die mit Käse gefüllt und anschließend frittiert wird.
Encebollado
Also erstmal: "cebolla" bedeutet auf Deutsch Zwiebel. Ich glaube, das erklärt schon grob, was das ist.
Encebollado ist ein Zwiebeleintopf mit Fisch, Yuca, Oregano und - Überraschung!! - Zwiebeln, um die Hauptzutaten zu nennen.
Ich persönlich mag ihn nicht besonders gern, aber er ist schon okay. Er schmeckt ähnlich wie Ceviche und trotzdem ganz anders.
Und damit wären wir am Ende. Ich könnte noch mindestens 50 andere Gerichte beschreiben, aber ich glaube, das ist genug für heute. Hier sind, wie euch vielleicht aufgefallen ist, vegetarische Speisen beschrieben, die ich als Vegetarierin esse. In Südamerika kann man, entgegen aller Vorurteile, auch als Vegetarierin überleben, das ist hiermit vermutlich bewiesen.
Falls irgendwelche Fragen aufkommen, was genau ein Gericht ist oder wie es schmeckt, ruhig nachfragen, vielleicht kommt ja noch einmal ein Eintrag über Essen, dann allerdings mit Fleisch...
Am Samstag geht es los nach Galapagos, und ich kann es noch nicht ganz glauben, aber ich freue mich schon total. Unser Programm ist jedenfalls voll.
Aber dazu mehr beim nächsten Mal (heute haben die Bilder sogar weniger als 10 Minuten für jedes einzelne gebraucht - ein Erlebnis!)
Bis bald und viel Spaß beim Lesen,
Annika