Weihnachten ohne Winter oder zumindest Kälte ist einfach nicht das gleiche.
Am Freitag, den 22. war auch hier der letzte Schultag, die Ferien dauern allerdings nur bis zum 2. Januar, also eine Woche. Es wurde auch ganz normal Unterricht gemacht, obwohl die Hälfte der Schüler nicht anwesend war, aber das war offensichtlich sowohl Lehrern als auch Schülern von Anfang an klar, jedenfalls hat keiner Stress gemacht, andererseits sind die Tage ohne Uniform auch immer entspannter und interessieren nicht so.
Ab 11:00 Uhr hatten wir ein Programm, das den ganzen restlichen Schultag gedauert hat und bei dem jeder Jahrgang etwas vorführen musste. Himmel, ich glaube, ich habe noch nie so etwas Schreckliches gehört wie den Gesang meiner Klasse - es war jedenfalls so traurig, dass es schon wieder lustig war. Naja, die ecuadorianischen Weihnachtslieder sind ohnehin zu 90% aus dem US-amerikanischen übersetzt - und ja, die klingen auf Spanisch noch trauriger, als normalerweise.
(Wenn ihr Beispiele wollt, sind hier zwei Links, einmal zu einem ecuadorianischen und dann zu einem übersetzten)
https://www.youtube.com/watch?v=vLPimo5YFn8
https://www.youtube.com/watch?v=0fOKYOJI9-k
Am 24. waren wir vormittags auf einem deutschen Weihnachtsmarkt, den man zwar nicht mit richtigen Weihnachtsmärkten vergleichen kann, aber immerhin habe ich deutsches Brot und vernünftigen Käse kaufen können, was will man mehr?
Abends sind wir dann auf der Polizeistation gewesen und haben dort gegessen, weil mein Gastvater arbeiten musste, aber für Weihnachtsstimmung hat das noch lange nicht gesorgt. Anschließend waren wir mit der Großfamilie bei einer Tante, und dort wurde Party gemacht - ecuadorianische Party, keine deutsche, was für mich irgendwie suspekt ist. Ich meine, in diesem wesentlich religiöseren Land geht man an Weihnachten, dem einzigen Tag, an dem man (zumindest meiner Meinung nach) wirklich in die Kirche gehen muss, weil es ein christliches Fest ist, hier nicht in die Messe. Irgendwie komisch und auch ein bisschen widersprüchlich.
Ich glaube, das für mich Schockierendste war der weiße Weihnachtsbaum aus Plastik, der bei meiner Familie stand bzw. steht, ich schätze, der wird etwa zum Zeitpunkt meines Umzugs abgebaut.
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Ich glaube, ein weiterer Kommentar ist nicht notwendig, oder? Höchstens vielleicht, dass er blinkt und dass mich das auf die Dauer sehr sehr agressiv machen kann. |
Bescherung gibt es in meiner Gastfamilie übrigens nicht, weil meine Mutter sagt, dass sie ihren Kindern jeden Tag Liebe schenkt (ist das ein Argument...?), aber das kann ich sowieso nicht ändern und Weihnachtsgeschenke sind hier auch nicht so wichtig wie in Deutschland. In der Schule schenkt man sich auch mit seinen besten Freunden nichts, allerhöchstens eine Karte.
Am 26. sind wir dann nach la paz gefahren, um dort mit der Familie Silvester zu feiern. Leider hat es geschüttet, deshalb gab es weder Feuerwerk noch das Anzünden der Puppen: man stellt eine Figur aus Pappe, Holz und Stoff her und zündet die dann um 24:00 Uhr an.
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Die Puppen meiner Familie, die dann wohl nächstes Jahr benutzt werden... |
Dadurch, dass wir in la paz waren, habe ich das Erdbeben hier in Quito verpasst - nicht, dass ich mir ein Erdbeben wünschen würde, aber ich will diese Erfahrung unbedingt machen - ist das verständlich? Die Einheimischen halten mich deswegen alle für ein bisschen beschränkt, glaube ich...
Am vergangenen Wochenende wollten wir dann eigentlich in die Messe gehen, aber die war dann in einem anderen Vorort, deshalb haben wir stattdessen einen langen und sehr schönen Ausflug gemacht, den ich sehr genossen habe.
In spätestens zwei Wochen muss ich mich von meiner Gastfamilie verabschieden, das genaue Datum steht allerdings noch nicht fest und auch bei der neuen Familie gibt es Unklarheiten, da meine supercoole Lehrerin mir angeboten hat, mich aufzunehmen, und ich wirklich gern in ihre Familie ziehen würde, zumal die andere Familie 1-2 Stunden von meiner Schule entfernt wohnt. Mal schauen, was dabei noch rauskommt...
Ganz liebe Grüße, ein frohes Neues und bis dann,
Annika
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