Seit 5 Tagen bin ich jetzt bereits hier in Ecuador, aber es kommt mir vor, als wäre ich hier schon seit fünf Monaten. Es ist ein ganz anderes Leben als in Deutschland, aber es ist wunderschön! Die Kultur, das Essen und - am Wichtigsten - die Menschen, allen voran meine Familie!
Die
Lebenseinstellung ist hier total anders, und das merkt man auch rund um die Uhr.
Der Flug war
für mich persönlich gar nicht so schlimm, genauso wenig wie der Abschied von
meiner deutschen Familie. Ich glaube, in Amsterdam hatte ich noch gar nicht
richtig realisiert, dass es wirklich ein Abschied für ein ganzes Jahr
ist. Ich habe dann auch direkt die erste belgische Austauschschülerin
getroffen. Zusammen sind wir zum Gate gegangen, das bereits geöffnet war. Der
Flieger sollte ursprünglich um 10:00 Uhr starten, wirklich losgeflogen sind wir
aber erst um 11:00 Uhr. Da ich mich gut mit meinen Sitznachbarn verstanden
habe, war der Flug mehr oder weniger kurzweilig, immerhin waren es 11 Stunden, da kommt irgendwann immer der Punkt, an dem man sich langweilt. Viel geschlafen habe ich allerdings nicht, nur etwa 2 Stunden, was sich später als eher nachteilig erwiesen hat…
Ich denke es
ist ganz normal, dass man zwischendurch einmal den „Scheiße, was mache ich
hier?!“- Moment bekommt. Bei mir kam der erst bei der Landung und bei der
folgenden Passkontrolle, er war dann aber glücklicherweise auch schnell wieder
vorbei.
Nachdem wir
(zum Teil) unser Gepäck bekommen hatten, konnten wir nach einer erneuten
Passkontrolle endlich zu unseren Gastfamilien!!!
Spätestens hier
sollte jedem Outbound auffallen, dass die deutsche Mentalität ganz anders ist
als die ecuadorianische. Man kommt aus dem Gepäckbereich und das erste, was man
sieht, ist eine Menschenmenge. Alle halten Schilder hoch, und zumindest ich war
definitiv überfordert. Irgendwann hat mir dann jemand aus meiner Gastfamilie
zugewunken, wodurch ich sie gefunden habe. Etwa 12 Leute haben mich zur
Begrüßung erstmal umarmt, und es ist einfach ein schönes Gefühl, zu wissen, dass
man erwartet wird und willkommen ist. Nach einer Weile haben wir den Flughafen
dann verlassen und sind zum Auto gegangen. Dort habe ich dann herausgefunden,
dass neben meinem Gastvater und –bruder auch noch mein Onkel und mein Cousin
Marco heißen... 😆
Außerdem sind mir dort sehr schnell zwei weitere Unterschiede zu Deutschland aufgefallen:
Außerdem sind mir dort sehr schnell zwei weitere Unterschiede zu Deutschland aufgefallen:
als erstes
die Natur, die wirklich ganz anders ist als in Deutschland. Als Hintergrund
hat man in jede Richtung erstmal Berge, was die Ausblicke hier auf jeden Fall
sehr viel ästhetischer macht. Das Wetter war bei meiner Ankunft eigentlich so
wie in Deutschland, insgesamt gibt es hier, zumindest in meiner Heimatstadt Quito, aber viel weniger Regen als in Deutschland, deshalb sehen die Pflanzen auch alle so aus, als hätten sie seit 3 Wochen
kein Wasser mehr bekommen.
Der zweite
Unterschied ist das Beachten (oder sollte ich lieber Nicht-Beachten sagen?) der
Regeln. Das Anschnallen gewöhnt man sich extrem schnell ab, wenn das auch kein
anderer macht. Wie bereits erwähnt, ist mein Gastvater Polizist, trotzdem saßen
wir in einem Auto für fünf mit sieben Personen, und obwohl man, wenn man vom
Flughafen kommt, an einer Polizeikontrolle vorbei muss, wurden wir auch dort
nicht aufgehalten. Für mich ist das ziemlich irritierend, aber hier ist das
vollkommen normal, und als ich erwähnt habe, dass das in Deutschland
normalerweise nicht möglich wäre, wurden die Deutschen zu "unpraktisch
denkend" verurteilt, denn das ist doch Umweltverschmutzung, zwei Autos zu
fahren, wenn man nur eins braucht! 😄
Ich schätze,
diese Situation hat mich ganz gut darauf vorbereitet, wie es in der Schule sein
wird…
Das
Abendessen mit meiner Familie war… spannend. Es gab irgendeine ecuadorianische
Spezialität, die eigentlich ganz lecker war, wenn auch absolut
gewöhnungsbedürftig. Zu trinken gab es eine lilane Cola, bei der allein das
Anschauen mich hat vorsichtig werden lassen. Leute - probiert das Zeug niemals.
Es ist unfassbar süß und diesen Nachgeschmack bekommt man auch mit 3 Gläsern
Wasser nicht weg.
Es war
außerdem die ganze Familie aus Quito da, also insgesamt etwa 15
Personen, da nicht nur ich am Sonntag gekommen, sondern Marco auch nach
Deutschland geflogen ist, wenn auch einige Stunden später als ich. Es waren
etwa 7 Onkel und Tanten, bei denen ich, wenn ich die Namen überhaupt
aussprechen kann, ganz sicher die falsche Person damit anspreche, aber auch
hier wurde ich unglaublich lieb
willkommen geheißen. Insgesamt verstehe ich höchstens die Hälfte von dem, was
gesprochen wird, aber immerhin werde ich normalerweise von allen verstanden und
wenn die Familie das Tempo mir zuliebe etwas drosselt, klappt das mit dem
Spanisch echt überraschend gut, außer mit meiner Urgroßmutter, die hat nämlich
noch irgendeinen Akzent, der mich wirklich überfordert.
Familie ist
hier sowieso das Wichtigste überhaupt und das habe ich auch innerhalb der
ersten 4 Tage gelernt. Da mein Gastvater ab Donnerstag wieder arbeiten musste,
sind wir am Montagabend zu einem kleinen Ort in der Nähe der kolumbianischen
Grenze gefahren und haben dort 2 Nächte verbracht. Meine beiden Gasteltern sind
in der Nähe des Ortes geboren und haben dementsprechend viel Familie dort, die
mir mit großem Enthusiasmus die Natur gezeigt hat.
Dafür hat es
sich wirklich gelohnt, in dieses Land zu gehen. Und weil Bilder sowieso mehr
sagen, als Worte und ich außerdem auch nach einem Tag nachdenken keine Worte
gefunden habe, die dem auch nur annähernd gerecht werden, sind hier einfach
ein paar der Bilder (+Erklärungen), die ich gemacht habe. Wer mehr will, muss
mir schreiben, denn es dauert jedes Mal 10 Minuten, ein Bild hochzuladen.
Zuerst sind
wir zu einer Tropfsteinhöhle gefahren und allein der Weg dahin hat mich extrem
beeindruckt - hier ein paar der Aussichten, die wir hatten.
Mit meiner
Gastschwester Ana bzw. Anita verstehe ich mich super, denn wir haben den
gleichen Humor, aber dazu später mehr. Sie war es auch, die mich darüber
aufgeklärt hat, dass das ecuadorianische "–ita" das deutsche "–chen" ist, allerdings erst, nachdem
mich die erste Person "Annikita" genannt hat.
Die Tropfsteinhöhle selbst hat mich unglaublich beeindruckt. Ecuador ist übrigens ein ziemlich katholisches Land, deshalb befinden sich auch überall irgendwelche Marienfiguren oder Engel - in der Höhle genauso wie in den Häusern - wobei sich das bei meiner Familie glücklicherweise noch in Grenzen hält. Bei meinen Großeltern allerdings nicht...
Danach sind
wir schwimmen gegangen, denn unterhalb der Höhle befindet sich ein kleines
Schwimmbad. Das Wasser ist zwar extrem kalt, der Ausblick macht das aber wieder
wett.
Anschließend
ging es zu einem anderen Ort, Tulcan, wo es einen bekannten Friedhof gibt. Anita und ich hatten viel Spaß damit, jeder Person eine dieser
Figuren zuzuteilen - hier mein wunderschöner ecuadorianischer Doppelgänger - seht
ihr die Ähnlichkeit?
Danke an alle, die mir dieses Jahr ermöglicht haben, vor allem an meine deutsche Familie, die auch das Abschiedsbuch organisiert hat... danke für die wunderschönen Texte, die peinlichen Fotos und die gemeinsamen Erinnerungen!
Am Montag geht hier die Schule los, und heute gehen wir meine Schuluniform kaufen...
Liebe Grüße und bis dann,
Annika