Am vergangenen Wochenende waren wir, wie ja bereits im letzten Eintrag erwähnt, in la paz (zur Erinnerung: der Ort mit der Tropfsteinhöhle), dieses Mal allerdings mit der ganzen Großfamilie: etwa 100 Personen, davon 14 Cousinen und Cousins. Immerhin diese Namen kann ich jetzt... :)
Wir hatten viel Spaß zusammen, denn den Jugendlichen hier ist einfach nichts peinlich, wie mir bei der Gelegenheit aufgefallen ist. Ich verstehe mich eigentlich mit allen gut, soweit man das nach einem Wochenende beurteilen kann.
Und am Dienstag war dann auch schon der día de la bandera, für den wir so fleißig das Marschieren geübt haben.
Ich habe jetzt auch endlich verstanden, was man da macht: als erstes kommen 27 Schüler mit der ecuadorianischen Fahne (an Besenstielen. Sehr seriös... 😁) und stellen sich an den Rand, dann kommen die ganzen Schüler aus den jüngeren Jahrgängen an die rechte und linke Seite und anschließend die aus dem primero y segundo de B.G.U., auf Deutsch die EF und Q1 nach hinten, natürlich schön in Reihen und nach Größe und Geschlecht sortiert (kleiner Fakt am Rande: es gibt auf der ganzen Schule genau zwei Mädchen, die größer sind als ich, höhö). Anschließend werden die National- und die Schulhymne gesungen, die ich inzwischen tatsächlich auswendig gelernt habe, und als nächstes kommen die "normalen" Schüler aus dem Abschlussjahrgang, gefolgt von den drei besten SchülerInnen aus dem Jahrgang: die beste Schülerin trägt die Fahne Ecuadors, diese allerdings mit einer richtigen Fahnenstange, nicht mit Besenstiel, die zweite trägt die Quitos und die dritte die der Schule.
Und dann beginnt der Teil, der 1 1/2 Stunden dauert, bei dem sich alle die Beine in den Bauch stehen und sich zu Tode langweilen: Jeder Abschlussschüler marschiert einzeln zur Fahne, küsst sie (ich glaube, ich habe ein bisschen zu auffällig ungläubig geschaut) und sagt ein paar Sätze, in denen er schwört, Ecuador zu schützen und zu verteidigen. Die ersten drei Male ist das noch lustig und irgendwie absurd, aber danach ist es einfach nur noch anstrengend, zumal sich die Musik alle 5 Minuten wiederholt.
Ich freunde mich immer mehr mit ein paar Jungs aus meiner Klasse an, die sind einfach lustiger als die Mädchen, und ich habe heute das zweite Mal mit meiner Schwester deutsche Weihnachtsplätzchen gebacken.
Ansonsten ist diese Woche nicht besonders viel passiert, und deshalb erzähle ich euch einfach noch ein paar allgemeine Dinge, die hier ganz anders sind als in Deutschland:
Da wäre zunächst einmal der Verkehr, der hier ein einziges Chaos ist. Das wichtigste Verkehrsmittel ist die Hupe, die im Dauereinsatz ist. Rechts vor links ist mehr ein Witz als eine Regel, genauso wie rote Ampeln, man fährt einfach los, wenn es einem gerade passt, zumindest hier in Quito. Für andere Orte kann ich nicht sprechen, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es dort anders ist.
Durch den Verkehr, der hier morgens wirklich unfassbar ist, kommt auch der Smog, der sich aber mittags meistens verzogen hat.
Etwas, das ich in Deutschland sehr vermissen werde, sind die vendedores y artistas de la calle, die Straßenverkäufer und -künstler, die wahrscheinlich der Hauptgrund sind, warum ich Ecuador so günstig finde. Wenn du an einer Kreuzung stehst kommt garantiert jemand an deinem Auto vorbei, der Wasser, Kekse, Eis, Haarspangen und diesen ganzen Kleinkram für 50 cent verkauft. Wenn du Glück hast, bekommst du Zigaretten für 1,50$, aber normalerweise sind es 2$. Die Straßenkünstler stehen hier an jeder Straße: an roten Ampeln jonglieren sie, turnen oder spucken Feuer und gehen anschließend herum, um Geld einzusammeln.
Noch eine Sache, die ich ganz furchtbar vermissen werde: frische Mango |
Vendedores de la calle, die hier Ofenkartoffeln verkaufen |
Bis dann und liebe Grüße nach Deutschland und in die ganze Welt,
Annika